Historische Stadtrundgänge
Stadtteil Unterboihingen
Station 6:
Schul- und Rathaus
Ehemalige Schule und Rathaus
Erbaut: 1807
Adresse: Hauptstraße 7

Abb. 1: Schule und Rathaus im Jahr 1949. Das Glockentürmchen ist noch vorhanden.
Bis 1776 „wurde die Schul in des Schulmeisters eigenen Stube abgehalten“.
Danach mietete die Gemeinde und die Kirche ein Schulzimmer an, kurzzeitig wurde sogar der Saal des Gasthauses Adler dafür verwendet.
Als aber 1805 Unterboihingen dem Königreich Württemberg einverleibt wurde, setzte der neue Landesherr, König Friedrich, andere Prioritäten. Trotz totaler Überschuldung durch Zwangserhebungen und andere Kriegskosten, ordnete er den Bau eines Schulhauses an.
Und so einigten sich im Jahr 1807 Pfarrer Schlichter für die Kirchengemeinde, Stabsamtmann Leypoldt im Auftrag von Baron Thumb v. Neuburg, Schultheiß Zeller und die Richter der politische Gemeinde darauf, am Platz der baufälligen Heiligenscheuer, die neben der Kirche stand, ein Schul- und Rathaus zu bauen. Die entstehenden Kosten sollten zu gleichen Teilen von der politischen Gemeinde und der Heiligenpflege getragen werden.
Der Bau sah im Erdgeschoß rechts die Schulstube, links den Rindviehstall des Lehrers, und im hinteren Teil den Raum für die Feuerspritze vor. Im Obergeschoß befand sich die Ratsstube und die Lehrerwohnung. Der Vereinbarung nach sollte die Schulstube der Größe nach für 120-130 Kinder ausreichen. Die Kosten hatte Landbaumeister Groß in Stuttgart auf 3685 Gulden veranschlagt.
Die Notwendigkeit des Vorhabens wird deutlich, wenn man berücksichtigt, dass von den damals 416 in Unterboihingen lebenden Personen 155 unter 14 Jahre alt waren. Nach einem Bericht von 1866 fasste das Schullokal 74 Kinder; es müssten derzeit nur 68 Schüler unterrichtet werden.
Das Gebäude mit dem kleinen Glockentürmchen wurde in der Folgezeit zu klein. Deshalb wurde im Jahr 1903 am damaligen Ortsende an der Kirchstraße die „obere“ Schule, die heutige Lindenschule, gebaut.
Das Gebäude wurde mehrfach umgestaltet, enthielt dann auch den Ortsarrest (dessen Türe sich heute im Stadtmuseum befindet) und wurde bis in die 1960er-Jahre für Schulzwecke benutzt.
Nach wenigen Jahrzehnten als Heimatmuseum befindet es sich heute in Privatbesitz.
Abbildungen

Abb. 2: Schule und Rathaus, Anfang 1960er Jahre. Das Glockentürmchen musste der Sirene weichen. Foto Stadtarchiv Wendlingen am Neckar.

Abb. 3: Dasselbe Gebäude wenige Jahre später. Foto Stadtarchiv Wendlingen am Neckar.
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