Otto Wisst wenige Wochen vor seiner Verhaftung
(Bild aus Privatbesitz)

Otto Wisst

* 23.9.1912

16.12.1986

Jugend und Lehrjahre

Otto Wisst wurde am 23.09.1912 als Sohn des Schlossers Friedrich August Wisst und seiner Frau Anna Frank in Köngen in der Eulenbergstraße 5 geboren. 1931 zog er nach Wendlingen um. Er hatte eine Lehre zum Bauschlosser abgeschlossen und arbeitete bei der Firma Eberspächer in Esslingen.


Engagement im antifaschistischen Widerstand

Infolge der Weltwirtschaftskrise sorgten Arbeitslosigkeit und Not in Wendlingen für aufgeheizte Stimmung zwischen Kommunisten und NSDAP-Anhängern. Otto Wisst trat dem Sozialistischen Jugendverband und später der KPD bei. Bald geriet er wegen Aktivitäten für Widerstandsgruppen ins Visier der Nationalsozialisten. 1933 nahm man ihn wegen Informationsaustauschs und des Verteilens von Flugblättern zum ersten Mal fest.


Zuchthaus und Straflager

Nach seiner zweiten Verhaftung verurteilte das Oberlandesgericht Stuttgart Otto Wisst 1937 wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu 3 Jahren und 3 Monaten Zuchthaus und 3 Jahren Ehrverlust. Zuerst war er auf dem Hohenasperg bei Ludwigsburg inhaftiert, dann kam er in das Strafgefangenenlager Aschendorfermoor in Ostfriesland. Die Häftlinge mussten Torf stechen, das Gelände entwässern und Straßen bauen – bei schlechter Versorgung und Misshandlungen durch die SA-Wachmannschaften. „Wir haben unheimlich gehungert“, erinnerte sich Otto. Am 02.11.1938 war seine Strafe verbüßt – doch man dachte nicht daran, ihn freizulassen.


Konzentrationslager Welzheim, Dachau und Mauthausen

„Er gefährdet (…) Bestand und Sicherheit des deutschen Volkes und Staates (…) (und) gibt zu der Befürchtung Anlass, bei Freilassung sich erneut im kommunistischen Sinne (zu) betätigen“ stand im Schutzhaftbefehl der Gestapo Berlin. Deshalb überstellte man Otto Wisst zunächst zur Gestapo in Stuttgart, dann in die Konzentrationslager Welzheim und Dachau. Im September 1939 fand der Weitertransport nach Österreich statt: Als Häftling mit der Nr. 32179 kam Otto im KZ Mauthausen an. Die Gefangenen mussten im Steinbruch arbeiten – wegen unmenschlicher Bedingungen und des eisigen Winters waren schon ein halbes Jahr später nur noch 300 der ursprünglich 1.600 aus dem KZ Dachau gekommenen Häftlinge am Leben – auch Otto. Dazu trug sicher bei, dass seine Fähigkeiten als Schweißer im KZ nützlich waren.


Tag der Befreiung und Rückkehr nach Wendlingen

Im Mai 1945 befreiten US-Truppen das KZ Mauthausen. Die SS-Soldaten waren geflohen – nachdem sie Otto Wisst und weitere Häftlinge in ihre Uniformen gesteckt und zur Verteidigung des Lagers abkommandiert hatten. Diese Maskerade wurde aufgeklärt, Otto erhielt einen Passierschein und war frei. Am 18.5.1945 kam er in Wendlingen an. 1946 heiratete er Hildegard Zöllinger und 1947 kam das erste seiner drei Kinder zur Welt. Im selben Jahr wurde Otto Vorsitzender des neu gegründeten Schachvereins Wendlingen und beteiligte sich auch an der Wiedergründung der Naturfreunde.

Am 16.12.1986 starb Otto Wisst mit 74 Jahren und hinterließ Frau, Kinder und Enkelkinder. Zehn Jahre seines Lebens hatte er in Gefangenschaft verbracht, misshandelt und vom Tod bedroht. Seine Erinnerungen im Bericht der Wendlinger Zeitung vom 17.1.1985 schloss er mit dem Satz: „Das tausendjährige Reich Hitlers stürzte nach zwölf Jahren zusammen – wir aber leben“.