Konrad Zäh Anfang der 30er-Jahre
(Bild aus Privatbesitz)

Konrad Zäh

* 11.9.1877

17.1.1956

Herkunft, Jugend und beruflicher Aufstieg

Konrad Zäh wurde im oberschwäbischen Blitzenreute geboren. Früh strebte er in den Verwaltungsdienst, durchlief verschiedene Stellungen und nahm 1907 die Postverwalterstelle in Unterboihingen an. Im folgenden Jahr heiratete er Emma Spät aus Großeislingen. Nach kurzem Kriegsdienst im 1. Weltkrieg legte Konrad Zäh 1919 den Diensteid auf die neue Landesverfassung ab und wurde 1924 Oberpostsekretär. Seit Gründung des Krankenpflegevereins 1921 war er jahrzehntelang dessen Kassier. Trotz streng katholischer Einstellung trat er 1922 aus der Zentrumspartei aus.


Konflikte mit dem NS-Regime und dessen Ideologie

Im April 1933 beschuldigte ihn ein Gärtnerlehrling, er habe über Adolf Hitler gesagt, diesem „gehöre mit der Faust in den Rachen gefahren“. Die von Konrad Zäh daraufhin erstattete Anzeige wegen Beleidigung endete mit einer Verwarnung des jungen Mannes. Nach der Machtergreifung wurde er als Beamter auf den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler vereidigt. Als er kurz darauf einem hiesigen SA-Mann dessen „Heil Hitler“ nicht erwiderte, kam es zu einem Handgemenge mit Ohrfeigen und Schirmeinsatz.

Konrad Zäh wurde zudem vorgeworfen, seine sechs Kinder nicht zur „Staatsjugend“ zu geben. Die Auseinandersetzungen mit dem System verschärften sich 1937, als Maria Rochau, Frau des Ortsgruppenleiters und Frauenschaftsleiterin, auch Emma Zäh für das „deutsche Frauenwerk“ werben wollte. Der tiefgläubige Katholik erklärte: „Nein! Erstens hat meine Frau keine Zeit, und zweitens ist sie immer krank. Mit den Leistungen des Nationalsozialismus bin ich einverstanden, aber mit der Weltanschauung nicht. Diese lehne ich grundsätzlich ab, lieber lasse ich mich an die Wand stellen.“ 

Darauf erfolgte ihre Anzeige und NSDAP-Gaugeschäftsführer Baumert fordert die Oberpostdirektion Stuttgart auf, das Geeignete zu veranlassen, denn „ein Beamter, der die nationalsozialistische Weltanschauung grundsätzlich ablehnt, ist untragbar.“


Untersuchungsverfahren und drohende Zwangsversetzung

In den Vernehmungen des Untersuchungsverfahrens argumentierte Konrad Zäh, er habe den Diensteid auf den Reichskanzler Adolf Hitler und nicht auf die NS-Weltanschauung abgelegt, daher verletze er seine Pflichten gegen den Staat nicht. Der Bezirksaufsichtsbeamte kam aber zum Ergebnis, dass der Postverwalter nicht mehr auf seinem Posten belassen werden konnte. 

Das Reichspostministerium in Berlin urteilte, dass Konrad Zäh innerlich der Weltanschauung der NSDAP entgegenstand. Es erging eine Geldstrafe von 50 RM mit der Androhung, dass er im Falle weiterer Beanstandungen mit „schärfsten Maßnahmen” zu rechnen habe. Zudem sollte er in den Bereich der Reichspostdirektion Erfurt versetzt werden. 

Daraufhin bat Konrad Zäh um Zurruhesetzung aus gesundheitlichen Gründen, die zum 1.3.1938 gewährt wurde. 1947 beantragte er bei der Oberpostdirektion Stuttgart die Annullierung von Urteil und Geldstrafe und erhielt die 50 RM zurück, da die Bestrafung „offensichtlich aus politischen Erwägungen heraus ... wegen seiner religiösen Einstellung erfolgt“ sei.


Berufsverbote im Nationalsozialismus

Die Nationalsozialisten verhängten ab 1933 häufig Berufsverbote – vor allem gegen politische Gegner und Menschen jüdischer Herkunft. Grundlage bildeten juristische Verordnungen wie das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7.4.1933. Sie entließen Beamte, Lehrer, Richter oder Professoren, die nicht „arischer Abstammung“ waren oder als „politisch unzuverlässig“ galten. Das Beamtentum als tragende Säule des öffentlichen Lebens wurde systematisch „gleichgeschaltet“ – also ideologisch auf NS-Linie gebracht. Politische Gegner und jüdische Bedienstete verloren ihre Existenzgrundlage.